Die zweite Woche der Ferienschule "Los Amigos de la Salud" wurde kurzfristig nach hinten verschoben, sodass ich in der ersten Augustwoche plötzlich beschäftigungslos dastand. Eine Freundin, die Tourismuskauffrau und Führerin ist, organisierte dann kurzfristig eine zweitägige Wandertour. Sie selber kam dann zwar gar nicht mit, sodass ich mich mit zwei fremden Ecuadorianern auf den Weg machte, aber so wurde es umso mehr zum Abenteuer. Wir bestiegen den Cerro Puñay im Süden meiner Provinz und campten direkt auf dem Gipfel knapp über dem endlosen Wolkenmeer. Vor Kälte habe ich beinahe nicht schlafen können, aber es war trotzdem unglaublich toll. Vom siebten bis elften August folgte dann also nochmal eine Woche Ferienschule, die genauso ablief wie die letzte. Der einzige Unterschied war, dass meine Gruppe nicht aus 25 Pubertieren bestand, sondern lediglich aus acht und das war mir sehr recht. An einem Tag machten uns die Frauen des Dorfes sogar Meerschweinchen und so endete meine Zeit als Lehrer sehr lecker. Meine Arbeitszeit endete dann am Sonntag, dem dreizehnten August mit einem letzten Sozialbrigadeeinsatz. Danach wurde ich beim Mittagessen offiziel verabschiedet und das hat sich schon wirklich komisch angefühlt. Gerade weil die Beziehung zu meiner Gastfamilie so kalt und und wenig herzlich war, war SOFE in Ecuador mein Zuhause geworden. Und jetzt ist alles vorbei. Am Montag hieß es dann also packen und es wurde doch ganz schön eng. Am Dienstag fuhren Tineke und ich nach Quito, machten ein paar letzte Besorgungen, aßen noch einmal in unserem Lieblingsrestaurant und schliefen im selben Hostel wie zu unseren Sprachkurszeiten. Dann ging es am Mittwochmittag schwer bepackt zum Flughafen und um fünf Uhr nachmittags hoben wir ab. Mit Zwischenstopp in Guayaquil flogen wir nach Amsterdam, wo wir um dreizehn Uhr Ortszeit ankamen. Hier musste ich mich dann noch von Tineke verabschieden, bevor ich mich in meinen Flieger nach Berlin setzte. Dort konnte ich dann am späten Nachmittag meine Eltern und Brüder wieder in die Arme schließen. Wer jetzt noch was wissen will über meine Gefühle den Abschied betreffend oder so kann mich gerne selber fragen, ich bin ja jetzt schließlich wieder im Lande.
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Hallo meine lieben Leser:innen!! Jetzt sind es einfach nur noch zwei Wochen, bis es für mich nach Hause geht. Gerade in diesem Moment liege ich mit meinem Laptop in meinem Bett zwischen Souvenirs, Klamotten und haufenweise anderem Kram, deren Chancen auf einen Platz im Gepäck ich abzuwägen versuche (sollte ich eher die Pfefferkörner mitnehmen oder lieber die nicht aufgebrauchten Taschentücher??). In der vergangenen Woche fand im Außenbezirk des Außenbezirks von Riobamba SOFEs "Colonia Vacacional: Los Amigos de la Salud", also "Sommerschule: Die Freunde der Gesundheit" statt. In der Comunidad Bayushi San Vicente verbrachten ich und andere Freiwillige also die Vormittage mit etwa 65 Kindern unter verschiedenen gesundheitlichen Thematiken. Der Tagesablauf war dabei immer recht gleich: Zunächst haben wir mit den Kindern etwa 45 Minuten Sportspiele gespielt (einfach schon weil schlappe Kinder viel verträglicher sind als energiegelandene), dann ging es nach drinnen und es wurde etwa eine Stunde über die Thematik des Tages geredet. Das war immer ein gesundheitlicher Aspekt (zum Beispiel Ernährung, körperliche Betätigung, Reinlichkeit) und ein moralischer Aspekt (zum Beispiel Respekt, Solidarität, Selbstkritik). Anschließend wurde die Gruppe in sechs kleinere geteilt, nach Alter und Geschlecht, und dann wurde gebastelt. Dieses Basteln hatte ich übrigens die letzten zwei Wochen vorbereitet. Bei der Vorbereitung war uns allerdings der grobe Fehler unterlaufen, anzunehmen, dass Geschlechter- und Altersverteilung etwa gleichmäßig sein würden. Und ich hatte mich unglücklicherweise dafür entschieden, die älteren Jungen zu übernehmen, was leider genau die Gruppe war, die die gleichmäßige Verteilung sprengte. Effektiv stand ich dann also statt mit 10 mit 25 unkontrollierbaren Pubertieren da. Das bedeutete für mich einerseits, dass ich jeden Abend in der Fundación hektisch noch mehr Material vorbereiten mussten und andererseits, dass ich mich von der Vorstellung verabschiedete, dass mir Lehrer sein auch Spaß machen könnte. Zumindest Kunstlehrer. Nach dem Basteln gab es dann einen gesunden Snack. Wobei Snack ein bisschen irreführend ist, da aus dem Obstspieß vom Montag bis zum Ende der Woche irgendwie ein vegetarischer Hamburger mutiert war. Das war es dann auch immer schon, bis auf freitags, als sich noch ein Piñatagemetzel anschloss. Für mich war das auf jeden Fall eine echt coole Erfahrung und ich freue mich sehr, dass ich das miterleben durfte. Vom 07. bis 11. August gibt es dann noch einmal eine zweite Runde, was dann schon so fast mein Abschluss hier sein wird. Das ist schon ein bisschen traurig, aber ich freue mich auch total darauf, euch alle wiederzusehen. Am Sonntag war dann wieder Brigada Social, diesmal in einer Comunidad in der Nähe von Ilapo, dem Ort, in dem ich im Winter das Projekt mit den Senioren hatte, und tatsächlich habe ich ein paar wenige bekannte Gesichter gesehen. Außerdem hatte eine andere Freiwillige ihre vierjährige Tochter dabei, die jetzt meine beste Freundin ist (sorry Wiebke). Von der Colonia Vacacional und auch von der Brigada de Ayuda Social habe ich übrigens auch Videos auf Youtube hochgeladen, die ihr hier findet: shorturl.at/gjnH8
Die Zeit fliegt, viele der anderen Freiwilligen, die ich hier in Ecuador kennenlernen durfte, sind schon wieder in Deutschland und auch bis zu meiner Rückkehr sind es keine vier Wochen mehr. Inziwschen sind Ferien in Sachsen und ich bin seit dieser Woche an der Uni Jena immatrikuliert (Yayyyyyy). Unter dem Eindruck dieser Zeitknappheit stand für mich auch der letzte richtige Urlaub hier in Ecuador an. Mindo liegt nördlich von Quito und ist zwar nur ein Dorf, unter Touristen und Ecuadorianern aber gleichermaßen allen ein Begriff. Mindo liegt in einem Nebelwald, der sich bis zur Pazifikküste erstreckt und dem tropischen Regenwald ziemlich ähnlich ist. Der größte Unterschied ist das etwas kältere Klima und die beeindruckenen bewaldeten Berghänge. Die deutsche Freundin, die Tineke und ich dort besuchen wollten, hatte sich zwar still und heimlich schon wieder nach Deutschland verabschiedet, absagen wollten wir den Trip aber trotzdem nicht. Wieder einmal hieß es für uns also Busfahren (vier Stunden nach Quito, anderthalb mit dem Stadtverkehr in den Norden und zweieinhalb weitere bis nach Mindo). Wieder einmal haben wir festgestellt, dass die Straße zwischen Quito und Riobamba so ziemlich die am besten ausgebaute in ganz Ecuador ist, was für uns ein Riesenglück ist (gerade wenn man bedenkt, wie oft wir zwischen September und Januar nach Quito mussten). Angekommen ging es für uns dann zunächst in einen wunderschönen Schmetterlingsgarten, bevor wir noch das Dorf etwas erkundeten. Am nächsten Tag wollten wir eigentlich direkt am Morgen Vögel beobachten gehen, denn vor allem dafür ist Mindo berühmt. Natürlich hätte man auch geführte Touren tiefer im Wald buchen können, die sicherlich erfolgsversprechender sind, die waren uns Sparfüchsen aber zu teuer und so besichtigten wir ein paar Wanderwege, die direkt vom Dorf abgingen. Die waren zwar wunderschön und vor allem hatten wir sie ganz für uns allein, allerdings sichteten wir in drei Stunden nur zwei Vogelarten. Zusätzlich aber auch ein Aguti, ein süßes Säugetier, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Anschließend machten wir noch eine Wanderung entlang einiger Wasserfälle, bevor es auch schon wieder nach Riobamba ging, wo wir um 23.30 Uhr ankamen. Auf der Arbeit habe ich in den letzten Woche vor allem die "Colonia Vacacional" vorbereitet, eine Art Ferienkurs für Kinder aus den ärmeren Randgebieten Riobambas. Der geht am Montag los und dauert zweimal je eine Woche. Ich erstatte dann natürlich Bericht.
Am ersten Juni wurde in Ecuador Kindertag gefeiert und zwar viel umfänglicher als ich es in Deutschland je erlebt habe. Die ganzen Wochen davor hatte ich damit verbracht, die Woche über Geschenke zu basteln und einzutüten, schließlich waren für das Kindertagsprogramm meiner Arbeit 300 Kinder angekündigt (letztendlich waren es dann nicht einmal halb so viele) und ich war der einzige Arbeiter. Wir sind dann in einen Randbezirk von Riobamba gefahren, wo es Unterhaltungsprogramm, Piñatas und eben die Geschenktüten gab für alle Kinder, deren Eltern sich keine eigenen Geschenke leisten konnten. Am Samstag bin ich dann zusammen mit Ingrid von SOFE noch einmal nach San Juan gefahren, wo wir mit ein paar engagierten Studenten der Escuela Superior Polytécnica de Chimborazo noch einmal anlässlich des Kindertags Kleidung und Spielzeuge verteilt haben. Jetzt sind es nicht einmal mehr zwei Monate, bis ich nach Deutschland zurückkehre und besonders weil ich jetzt oft am Wochenende arbeite, wird es langsam eng, noch alles von Ecuador zu sehen, was ich gerne sehen will. Deshalb haben Tineke und ich, obwohl gesundheitlich angeschlagen, letzte Woche eine Reise an die Pazifikküste unternommen. Zunächst ging es für uns nach Salinas an der Westspitze Ecuadors. Salinas gilt laut Reiseführer als "Miami Beach Ecuadors", was wohl vor allem an den Hochhäusern liegt, die den Strand prägen. Das waren allerdings nur zu einem sehr kleinen Teil Hotels, sondern zumeist Wohn- und Geschäftsräume und überhaupt war nicht viel los. Schwimmen konnte man trotzdem ganz nett und außerdem haben wir noch eine Wanderung bis zum westlichsten Punkt des ecuadorianischen Festlandes unternommen (Die Galápagos-Inseln liegen natürlich noch viel weiter westlich). Dann ging es weiter nach Montañita, die kleine Surfer- und Partystadt, die wir im Oktober schon einmal besucht haben. Gerade ist aber überhaupt keine Surfersaison und da wir an einem Dienstag da waren, wurde auch quasi nicht gefeiert. Es war aber trotzdem schön (und meeeega komisch), die selben Strecken noch einmal abzugehen wie im Herbst und zu reflektieren, was seitdem so alles passiert ist. Am nächsten Tag sind wir dann nach Puerto López gefahren. Von hier aus haben wir eine dreistündige Bootstour gemacht, um Buckelwale zu beobachten. Ich hab leider nicht schnell genug ein Foto schießen können, aber ich habe ein Video, das lade ich auf dem Videoblog hoch (Link: shorturl.at/gjnH8 oder schreibt mir einfach, dann schick ichs euch). Am nächsten Tag haben wir eine Wanderung entlang von drei Stränden namens "Los Frailes" gemacht, etwa eine Stunde weiter nördlich. Diese Strände wurden uns mehrfach als schönste Strände Ecuadors angepriesen und schön waren sie auch. Im Wasser schwammen aber Quallen oder Korallen oder irgendetwas anderes, was dafür gesorgt hat, dass unsere Beine schnell voll mit brennenden Hautreizungen waren und sich das Badevergnügen für uns minimalisiert hat. Die weiter nördlich liegende Küstenprovinz Esmeraldas soll zwar auch viele schöne Strände besitzen, ist allerdings zur Zeit so gefährlich, dass einige andere Freiwillige ein Reiseverbot haben (das Auswärtige Amt warnt auch explizit) und außerdem gerade massiv überschwemmt. Deswegen sind wir lieber südlich davon geblieben. Für die Provinz Santa Elena, in der Salinas und Montañita liegen, galt bis vor kurzem auch noch eine Ausgangssperre und unser Bus nach Montañita wurde mitten auf der Fahrt von Militärs angehalten und durchsucht, alle Mitreisenden und mein Rucksack ebenfalls.
Ich würde also sagen, was gefährliche Stimmung angeht, haben wir trotzdem nichts verpasst. Alausí ist eine Kleinstadt im Süden der Provinz Chimborazo, zu der auch RIobamba gehört. Von Januar bis März habe ich hier einmal die Woche in zwei Schulen gearbeitet, habe beim Musik- und Kunstunterricht assistiert. Am siebenundzwanzigsten März, zwei Wochen nachdem ich das letzte Mal dort gewesen war, kam es zu einem massiven Erdrutsch. Bis zum 26. Mai wurden 58 Leichen gefunden und es werden noch weitere dazukommen. Die folgenden Bilder habe ich nicht selbst gemacht. Im Anschluss gab es überall in Riobamba Spendensammelaktionen, beim großen Luis-Fonsi-Konzert gab es beispielsweise keinen Eintrittspreis, dafür musste aber eine Spende an Alausí nachgewiesen werden. Am Freitag (26. Mai, in Ecuador Feiertag) war ich jetzt das erste Mal seit der Katastrophe wieder in der Stadt, mit SOFE haben wir Spenden für betroffene Kinder vorbeigebracht. Die Anreise, die früher etwa anderthalb Stunden gedauert hat, war diesmal mehr als doppelt so lang. Der Hauptzufahrsweg (die andine Panamericana) ist nämlich weiträumig abgesperrt, weil immer noch weiter Erdrutsche befürchtet werden. Der Ersatzweg war nicht asphaltiert und zu großen Teilen schlammig. Zwischendurch mussten wir zwanzig Minuten warten, bis ein Bagger den Weg freigeräumt hatte. In Alausí waren wir dann in einer Turnhalle, die als Notunterkunft für betroffene Familien dient. Zwei der Jungen, die dort wohnen, kannte ich aus der Schule, das hat mich ziemlich berührt. Wir haben dann ein paar Dynamiken gemacht und anschließend Spielzeug- und Kleiderspenden verteilt. Auf dem Weg zurück sind wir durch die "Zona Cero" gefahren, also das hauptsächlich betroffene Gebiet. Dort lag auch eine der Schulen, in denen ich war. Sie ist außer Betrieb und Teile der Außenanlagen sind verschüttet. Das zu sehen, hat mich schon ziemlich getroffen. Wieder einmal habe ich euch ja endlos warten lassen und deswegen gibt es jetzt auch schon wieder eine ganze Menge zu erzählen. Zuallererst folgende Neuigkeit: Das pax-christi-Friedensdienste-Magazin (das thematisch ja eigentlich mit Silvester endet...?) wurde endlich verschickt und dürfte in der letzten Woche bei denen, die sich angemeldet haben, im Briefkasten gelandet sein. Als Titelbild hat pax christi aber eines meiner Fotos aus dem Flugzeug gewählt, sodass das Heft jetzt auf den ersten Blick wie KLM-Werbung aussieht. Falls ihr also nichts bekommen habt, schaut vielleicht nochmal im Papiermüll nach :) Im Sommer bzw. Herbst kommt noch ein zweites Magazin raus, wer bisher noch nicht angemeldet war und das gerne erhalten möchte, kann sich gerne melden ([email protected]). Jetzt machen wir also chronologisch weiter: Am Sonntag, dem 30. April bin ich das erste Mal bei einer "Brigada de ayuda social" dabeigewesen, also wörtlich einer "Sozialhilfebrigade" (ich liebe zusammengesetze Substantive hehe). Das heißt, wir (also ein paar Freiwillige der Fundación SOFE) sind in eine indigene Comunidad gefahren und haben dort gratis Gesundheitsdienstleistungen angeboten. Das findet etwa alle zwei bis drei Wochen statt und diesmal waren wir in der Comunidad Pull San José. Von Riobamba aus sind wir dahin etwa anterthalb Stunden gefahren, das letzte Drittel nur noch auf Schotterstraßen in den Bergen. Mit normalen PKW hätte man da vermutlich gar nicht hinkommen können, wir hatten aber Geländewagen von der Präfektur gestellt bekommen. Funktioniert hat das Ganze dann in etwa so: Die Menschen kamen rein, dann wurden Körpergröße, Gewicht und Blutdruck gemessen und sie bekamen eine Art Laufzettel. Damit sind sie dann zuerst zu Abdon, dem Allgemeinmediziner gegangen, der Diagnosen erstellt und bestimmt hat, was für Leistungen die Person noch erhält. Je nachdem ging es dann zur Medikamentenabgabe (gratis, meist zusammengestückelt aus Werbeportionen, die Ärzte an SOFE gespendet hatten), zum Zahnarzt (der hat an diesem Tag 28 Zähne gezogen), zum Optiker (Lesebrillen gab es gratis, für andere musste man bezahlen) oder zur Physiotherapie. Da wurde auch ich eingesetzt und habe "by doing" gelernt, wie man Massagen gibt. Das war körperlich ziemlich anstrengend aber das Gefühl, wirklich so aktiv mithelfen zu können, war sehr schön. Insgesamt haben wir von 9 bis 17 Uhr - mit Unterbrechung zum Mittagessen - durchgearbeitet und danach war ich ziemlich schlapp. Gleich am Tag darauf ging dann für mich und Tineke unser größter Urlaub hier in Ecuador los: Mit dem Bus fuhren wir nach Guayaquil, wo wir noch eine Nacht geschlafen haben. Am Dienstag standen wir dann pünktlich halb sechs am Flughafen, so wie man das als Deutscher halt macht, wenn der Flug um halb neun geht. Es war dann aber gar nicht so unglaublich übertrieben, denn wir mussten vor der Sicherheitskontrolle noch Registrierung durchführen, eine "Tarjeta de Control de Tránsito", also eine Art Eintrittskarte nach Galapagos kaufen und eine Biosicherheitskontrolle durchlaufen (damit wir keine invasiven Spezies oder so einschleppen). Der Flug selber dauerte dann etwa zwei Stunden, wir kamen aber trotzdem schon um halb zehn auf dem Flughafen Seymour an, weil die Galápagosinseln eine Zeitzone westlicher liegen als das ecuadorianische Festland. Unsere Reise begann auf Santa Cruz, der Hauptinsel. Im Flughafen mussten wir noch einmal durch die Biosicherheitskontrolle und wir haben den EIntritt für den Nationalpark bezahlt. Hier konnten wir uns für unser Visum glücklich schätzen, denn während Touristen 100 Dollar bezahlen müssen, galt für uns als "residentes temporales" der Preis für Ecuadorianer: 6 Dollar. Während der einzige große Ort der Insel, Puerto Ayora, auf der Südseite liegt, liegt der Flughafen auf einer vorgelagerten Insel im Norden. Mit zwei Bussen und einer Fähre brauchten wir insgesamt etwas über eine Stunde dorthin. Angekommen, haben wir erst einmal Mittag gegessen und danach unsere Sachen (wir sind nur mit Handgepäck gereist, was sich spätestens ab dem vierten Tag auch sehr durch den Geruch unserer Klamotten bemerkbar gemacht hat) in die Unterkunft gebracht, die ein bisschen außerhalb lag. Dann waren wir noch an einem Strand baden und haben uns die Stadt ein wenig angesehen, bevor wir uns abends auch schon wieder verkrümelt haben, um eine schweißgebadete Nacht zu verbringen. Meine Erkenntnisse des ersten Tages: 1. ES IST TEUER: Gerade weil ich die ecuadorianischen Preise gewohnt war, haben mich die Kosten auf Galápagos umgehauen. Trinkwasser etwa ist doppelt bis fünfmal so teuer wie auf dem Festland, vor allem die Aktivitäten kosten aber massiv viel Geld. 2. Es ist nicht so überlaufen wie gedacht: Wir sind zwar auch in der Nebensaison gekommen, trotzem war die Anzahl der Menschen aber recht überschaubar. 3. Tiere überall: Na gut, nicht ganz überall. Vor allem die Meerechsen haben in Meernähe überall rumgelegen und am Fischmarkt schliefen die Seelöwen unter den Tischen, während die Pelikane oben drauf saßen. 4. Alles klebt: Zweimal täglich duschen war ab Tag 1 Standard und mit dem Gefühl, eine Schweißmaschine zu sein, musste ich lernen zu leben. Die Klamotten sind auch über Nacht nicht richtig getrocknet und das verschlimmerte die Situation. An unserem ersten vollständigen Tag auf Santa Cruz sind wir dann gleich früh morgens zur Charles Darwin Research Station gelaufen. Auch wenn auf Galápagos so ziemlich jede zweite Sache nach Darwin benannt ist, ist die Station wohl die berühmteste. Hier werden Galápagos-Riesenschildkrötenbabys die ersten fünf Lebensjahre aufgezogen, bis ihr Panzer hart genug ist, damit sie keine Fressfeinde mehr haben. Wir haben eine Führung bekommen und uns die Station auch noch auf eigene Faust ein wenig angesehen. Die Mittagshitze haben wir dann drinnen abgewartet, bevor wir uns auf den schweißtreibenden Fußweg zur Tortuga Bay gemacht haben. Da haben wir zwar keine Schildkröten gesehen, dafür aber einen wunderschönen Strand, an dem wir auch noch einmal baden waren. Am Donnerstag sind wir früh ins Inland von Santa Cruz gefahren, zu einer Schildkrötenfarm. Wobei "Farm" etwas irreführend ist, denn die Schildkröten können hier kommen und gehen wie sie wollen. Hier haben wir die größten Schildkröten unserer Reise gesehen. Außerdem haben wir Tunnel besichtigt, die von Lava in den Stein gebrannt wurden. Am nächsten Tag ging es für uns ganz früh morgens aufs Wasser: Mit einer Minifähre sind wir etwa zwei Stunden zur Nachbarinsel Isabela gefahren. Mein Magen hat die Überfahrt leider nicht unbeschadet überstanden. Isabela ist zwar die größte der Galápagosinseln, aber touristisch weniger erschlossen als Santa Cruz und San Cristóbal. Nach der Ankunft haben wir uns kurz ausgeruht, dann ging es auch schon wieder aufs Boot: Etwa eine Stunde sind wir zu "Los Tuneles" gefahren, auch wieder lavageformt, diesmal aber geflutet. Hier sind wir erst ein wenig herumgelaufen, dann sind wir etwa eine Stunde geschnorchelt. Ich habe meinen ersten Blaufußtölpel (auf Englisch blue footed booby, sehr berühmt für Galápagos), Pinguine, Meeresschildkröten, kleine Haie, Seelöwen und jede Menge bunte Fische gesehen. Am fünften Tag unserer Reise machten wir dann einen Wanderausflug zum Vulkan Sierra Negra. Das ist ein sehr aktiver (letzter Ausbruch 2018) Vulkan mit einer riiiiiesigen Caldera (Krater). Wir sind eine Weile am Rand entlanggewandert und dann in den Nachbarvulkan Chico gelaufen, wo wir uns die Lavastrukturen angeschaut haben. Wieder zurück in Puerto Villamil (dem Hauptort) sind wir dann noch zu einer Lagune spaziert, wo wir zwei Flamingos gesehen haben. Der Sonntag war dann unser Reisetag. Das letzte Drittel unseres Urlaubs wollten wir auf der Insel San Cristóbal verbringen, weil es aber keine direkte Fähre von Isabela aus gibt, mussten wir früh um sechs zurück nach Santa Cruz fahren, dort ein paar Stunden verbringen (wir haben Souvenirs gekauft) und dann am Nachmittag nach Puerto Baquerizo Moreno (Hauptort von San Cristóbal und Hauptstadt von Galápagos) fahren. Diesmal hatten wir uns vorsorglich mit Reisetabletten eingedeckt und so habe ich die Fahrten gut überstanden. Am Abend haben wir uns dann nur noch etwas die Stadt angeschaut. Am coolsten war der Strand direkt an der Promenade. Den durfte man zwar nicht betreten, dafür lebt da aber eine riesige Kolonie Seelöwen. Am Montag haben wir dann unsere teuerste Unternehmung gestartet, die 360°-Tour, bei der man einmal die Insel San Cristóbal umfährt. Zuerst waren wir an einem Felsen namens Kicker's Rock bzw. León Dormido (schlafender Löwe) schnorcheln. Wieder gab es viele bunte Fische und Meeresschildkröten zu sehen, aber diesmal auch Schwarzspitzenhaie und einen Weißspitzen-Hochseehai (etwa so groß wie ich, diese Haiart hat auch schon Menschen angegriffen). Dann haben wir red footed boobies gesehen und waren an einem Strand schwimmen. Als wir gerade auf dem Weg zum letzten Haltepunkt waren, wurde unser Boot dann plötzlich von Delfinen (großen Tümmlern) begleitet. Am Anfang waren es nur zwei, am Ende eine ganze Schule von etwa zwanzig Tieren. Zuletzt waren wir dann nochmal in einer Bucht schnorcheln, die besonders flach war. Dabei ist man den Tieren verdammt nahe gekommen. Ständig sind Seelöwen um einen herumgeschwommen (einer hat mich dabei sogar berührt) und riesige Meeresschildkröten haben einem den Weg gekreuzt. Am beeindrucktesten war ich, als plötzlich aus dem Nichts eine Mantarochen keine dreißig Zentimeter unter mir durchgeschwommen ist. Leider konnte ich beim Schnorcheln aber natürlich keine Fotos machen. Unser letzter vollständiger Tag auf Galápagos war der einzige, den wir nicht im Voraus verplant hatten. Wir haben dann einfach ein paar Strände abgeklappert und waren in einer wunderschönen Bucht noch einmal mit Seelöwen schwimmen. Außerdem waren wir im Interpretation Center, einer Art Infomuseum, das aber ehrlich gesagt ziemlich schlecht war. Am nächsten Tag ging es für uns dann schon gleich morgens wieder zum Flughafen und von dort aus zurück nach Guayaquil. Am Sonntag danach war dann gleich wieder Sozialhilfebrigade, diesmal in Shobolpamba (San Juan). Erneut wurde ich bei der Physiotherapie eingesetzt und ich komme immer besser rein :) So meine Lieben, jetzt habe ich schon über einen Monat nichts mehr von mir hören lassen und dabei ist so einiges passiert. Seit März war ich nicht mehr bei der Casa de la Cultura, dafür jetzt sehr oft bei SOFE. Da bastle ich immer noch hauptächlich, am Sonntag darf ich das erste Mal mitfahren, wenn es in eine indigene Comunidad geht, wo SOFE gratis Gesundheitschecks anbietet. Sandra, meine Chefin da, hat ein paar Bilder für die Facebookseite gemacht, die ich jetzt auch gerne mit euch teile. Im April kam Tinekes Mutter zu Besuch nach Ecuador und wir haben zu dritt in Riobamba meinen Geburtstag gefeiert. Das war sehr cool und entspannt, ich fand es aber trotzdem ziemlich schade, nicht Zuhause zu sein, gerade wo ich das erste Mal im Leben an Ostern hätte feiern können. Zumindest hab ich Geschenke aus Deutschland und Taiwan bekommen, damit gehör ich hier in Ecuador zur Elite. Ätschi. Direkt am Montag ging es dann für uns drei los auf die bisher längste Urlaubsreise hier in Ecuador. Zunächst fuhren wir für vier Tage in ein kleines Dorf namens Chugchilán in der Nähe von Quilotoa. Der Quilotoa ist ein Vulkankrater mit Kratersee und ein sehr beliebtes Wanderziel - also zumindest für Ausländer. Unsere Herberge (Das Black Sheep Inn) war mit US-Amerikanern überfüllt, aber dafür nicht zu teuer und es gab gratis Brownies. Am ersten Tag sind wir mit dem Auto bis zum Krater gefahren und von dort aus zum Inn zurückgewandert. Trotz energischen Nickens hatte aber, wie wir vor Ort feststellten, keine:r von uns die Weganweisungen des Herbergenchefs richtig verstanden und so haben wir uns die Strecke unnötigerweise selbst ein wenig erschwert. Schön war es aber trotzdem. Am zweiten Tag ging es dann zu Pferde in den Nebelwald. Ich hatte die Mobberstute abbekommen und weil ich ständig aufpassen musste, dass sie die anderen Pferde nicht verprügelt (hat nicht immer geklappt, sorry), hab ich nicht die Gelegenheit gehabt, allzu viele Fotos zu machen. SO sah es aber in etwa aus: Am dritten Tag mussten wir dann nachmittags schon wieder los, deswegen wollten wir nicht das Risiko einer langen Wanderung eingehen und entschieden uns für den zwei Stunden langen "Skywalk", den der Herbergenchef wohl als Kind entdeckt hat und seitdem einmal pro Woche joggt - zumindest angeblich, denn wenn man da lang joggt würde zumindest ich nach spätestens der Hälfte der Strecke mit zertrümmertem Schädel am Boden der Schlucht liegen. Schön wars trotzdem. Am Nachmittag sind wir dann zunächst nach Latacunga gefahren (zwei Stunden), von dort nach Quito (zwei Stunden) und von Quito über Nacht (acht Stunden) nach Lago Agrio (heißt auf Maps "Nueva Loja", aber wirklich nur auf Maps). Dort begann dann unser Regenwaldabenteuer. Von dort aus sind wir nochmal zwei Stunden Bus gefahren bis zum Eingang des Cuyabeno-Nationalparks. Dort haben wir uns registriert, unser Gepäck auf ein Motorboot umgeladen und Luis Torres kennengelernt, der für die nächsten Tage unser Guide sein sollte. Guide heißt in dem Fall vor allem, dass es sein Job ist, in der grünen Wand des Regenwaldes (heißt Galeriewald, wie wir gelernt haben) Tiere zu entdecken und uns etwas über sie zu erzählen. Und uns anzuschreien, dass wir besser hingucken sollen und unsere Reaktionszeit schlecht ist. Wir haben ihn trotzdem geliebt, weil er echt gut war. Nun sind wir also zweienhalb Stunden mit dem Motorboot bis in die "Bamboo Lodge" gefahren und haben dabei schon allerhand Tiere beobachten können. Nach dem Mittagessen gab es eine Ruhepause, dann sind wir auf die Lagune gefahren, wo wir geschommen sind und den Sonnenuntergang bobachtet haben. Am Abend gab es dann noch eine Nachtwanderung im Wald hinter der Lodge, die vor allem sehr spinnenlastig war. Die Namen von den Tieren habe ich übrigens fast ausnahmslos vergessen, also fragt bitte nicht mich, sondern Google Lens. Am nächsten Tag sind wir vormittags zu einem Siona-Dorf gefahren, das ist der indigene Stamm, der diesen Teil des Regenwaldes bewohnt. Ich hatte davor ein bisschen Angst, dass es Kolonial-Stil-Tourismus werden könnte, das hat sich dann aber zum Glück nicht bewahrheitet. Wir haben Maniokbrot gemacht, von der Ernte bis zum Verzehr und das war es eigentlich auch schon. Nachmittags haben wir dann eine lange Wanderung durch den Wald gemacht, bei der wir erlebt haben, wie es im Dschungel dunkel wird. Nachts sind wir dann nochmal zum Tiere suchen auf die Lagune gefahren. Am dritten Tag sind wir dann zu einer anderen Lagune gepaddelt, die von Motorbooten nicht befahren werden darf. Da haben wir dann wieder eine kleine Wanderung gemacht. Außerdem waren wir auch nochmal auf der anderen lagune und sind nochmal baden gegangen. Am letzten Tag sind wir dann noch einmal früh im Morgengrauen auf die Lagune gefahren, um Tiere zu suchen und nach dem Frühstück ging es auch schon wieder auf den Rückweg. Jetzt ist der letzte Blogeintrag schon einen ganzen Monat her. Inzwischen habe ich schon mehr Zeit in Ecuador hinter als noch vor mir. Keine fünf Monate dauert es noch, bis ich wieder deutschen Boden unter den Füßen habe. Neben ein paar Umarmungen freue ich mich vor allem darauf, wieder Kuchen zu backen - der Ofen meiner Gastfamilie ist nämlich immer noch blechlos. Was ist also alles passiert seit dem letzten Blogeintrag? Meine Arbeit schläft immer noch, gefühlte tausend Mal wurde ich nach ewigem Warten wieder nach Hause geschickt und noch öfter sollte ich gleich ganz Zuhause bleiben. Insgesamt war ich im März bisher zweimal mit der Casa de la Cultura unterwegs. Das hat mich schließlich so angeödet, dass ich mich auf die Suche nach neuem gemacht habe. Angel, der Medizinstudent, mit dem wir in Tena waren, hat mir dann von einer Fundación namens SOFE erzählt, die verschiedene Aktionen rund um das Thema Krebs macht. Ich hab da also einfach mal vorbeigeschaut und hatte schwuppdiwupp einen neuen Job. An den ersten Tagen habe ich mit ein paar Studierenden Kisten aus DVD-Boxen, Papier und Zement hergestellt. Diese Arbeit war zwar ziemlich stupide, aber ich war einfach froh, überhaupt etwas zu tun zu haben. Außerdem habe ich im Fundaciónsalltag auch noch eine Haarspende und eine Perückenabholung mitbekommen. Montag, Dienstag und heute waren wir dann im Gefängnis, wo wir mit einer Gruppe weiblicher Insassen gearbeitet haben. Mit verschiedenen Ärzten und Psychologen haben wir dann die Themen Infektionen des Genitaltrakts, Verhütung, Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Einfluss von Süchten auf Beziehungen und Gewalt in Beziehungen behandelt. Das war alles ziemlich spannend, vor allem mit dem Gefängnishintergrund. Ich war im Voraus ziemlich gespannt, was für eine Atmosphäre herrschen würde. Tatsächlich war es aber so, dass ich im Seminarraum überhaupt nicht gemerkt habe, dass ich mich im Gefängnis befand. Leider durfte ich mein Handy nicht mitnehmen, deswegen habe ich keine Fotos. Wer sich die Fundación SOFE noch genauer anschauen möchte, kann sich mal die Facebookseite anschauen: https://www.facebook.com/fundacionsofe Unser Wochenende war dann wieder einmal touristisch geprägt. Mareike vom Arbol de la Esperanza in Quito kam zu Besuch. Am Samstag haben wir ihr erst einmal Riobamba gezeigt. Dabei wurde mir dann das erste Mal etwas geklaut...zumindest für zehn Sekunden: Mittags, mitten auf der großen Hauptstraße, kamen uns zwei junge Männer entgegen, die vorgeblich Geschenktüten verkauften und uns ziemlich bedrängten. Ich versuchte, sie mit dem Arm abzuwehren und als meine Hand zurück in die Hosentasche glitt, war mein Handy weg. Zum Glück habe ich das schnell gemerkt, dann habe ich dem Mann einfach seine Geschenktüten aus der Hand geschlagen und mit denen fiel dann auch mein Handy auf den Boden. Das war auf jeden Fall auch eine ganz neue Erfahrung. Der Display ist jetzt zwar vollkommen zersprungen, aber ich bin trotzdem total froh darüber, wie ich in der Situation reagiert habe. Am Sonntag haben wir dann einen Ausflug in eine indigene Comunidad gemacht, die zwischen Riobamba und dem Chimborazo liegt und sich auf Tourismus spezialisiert hat. Die heißt Palacio Real. "Palacio", weil Simón Bolívar da mal übernachtet hat und meinte, dass er so gut geschlafen habe wie in seinem Palast. Warum "Real", habe ich auch nicht so richtig verstanden. Dort haben wir dann zuerst eine kleine Wanderung gemacht, begleitet von einem Lama namens Rosita. Dann waren wir noch im "Museo Cultural de la Llama" und in einem kleinen Tourishop. Zum Mittagessen gab es dann Lamafleisch mit Quinoa, das war lecker aber auch nicht unglaublich besonders. Von Donnerstag bis Dienstag wurde in Ecuador Karneval gefeiert und um uns davon einen umfassenden Eindruck zu verschaffen, haben wir uns die Tage etwas aufgeteilt. Am Donnerstag habe ich noch gearbeitet, oder zumindest hatten wir das vor, denn als wir bei der Seniorengruppe in Ilapo ankamen, stellte sich heraus, dass für den Tag eine Karnevalsfeier geplant war. Also haben wir nur getanzt und kräftig gegessen. Ich habe schon mitbekommen, dass das Sprühen von Schaum und Werfen von Mehl Bestandteil der Tradition ist, an diesem Tag wurde das aber noch sachte angegangen. Am Freitag hatte ich zwar frei, Tineke musste allerdings noch arbeiten und so habe ich den Tag in Riobamba verbracht. Eigentlich wurde mir erzählt, dass in der Stadt um 11 Uhr die Hölle losbrechen würde, wenn die Schule zu Ende ist und die Kinder und Jugendlichen die Straßen stürmen. Das blieb in diesem Jahr aber irgendwie aus, und ich hatte nur maginalen Kontakt mit Cariocas (Schaumsprühdosen). Am Samstag ging es dann los auf Reisen. Der krasseste Karneval - so war die einhellige Meinung aller befragten Ecuadorianer - findet in Guaranda statt, also machten wir uns dahin auf den Weg. Guaranda ist die Haupstadt unserer westlichen Nachbarprovinz Bolívar und eigentlich gibt es dahin eine Schnellstraße - die unser Bus natürlich nicht genommen hat, stattdessen ist er lieber über Matschwege und Gebirgsstraßen gefahren und so brauchten wir fast drei Stunden. Das Wetter in Guaranda war leider ziemlich mies und ich bin mir sehr sicher, dass das die Stimmung negativ beeinflusst hat. Wir haben uns mit den deutschen Freiwilligen aus Guaranda getroffen und gemeinsam den Umzug angeschaut. Später haben wir uns dann eine massive Schaumschlacht mit einer Gruppe von Achtjährigen geliefert, aus der wir - vor allem wegen des hinterhältigen Einsatzes von Wassereimern - triefend nass hervorgingen. Bei 15 °C war das keineswegs angenehm und vor allem als es dann auch noch anfing, wirklich wie aus Kübeln zu gießen, habe ich die Schlacht dann etwas bereut. Andererseits kann man ja einen so elementaren Bestandteil der Tradition nicht einfach außen vor lassen. Abends gab es noch ein Konzert, dass wir allerdings recht früh wieder verlassen mussten, um den letzten angekündigten Bus nach Riobamba zu bekommen - der dann nicht fuhr. Stattdessen teilten wir uns dann mit zwei Ecuadorianerinnen ein Taxi - nicht registriert, nicht einmal gelb und mit kaputtem Licht bei Nacht, dichtem Nebel und Regen. Aber wir leben noch. Am Sonntag begaben wir uns dann wieder auf Reisen, diesmal ging es nach Ambato, wo der Karneval fast genauso berühmt ist, wie in Ambato. Ambato ist die Hauptstadt unserer nördlichen Nachbarprovinz Tungurahua und wir durchqueren sie jedes Mal auf dem Weg von oder aus Quito, angeschaut hatten wir sie uns vorher aber noch nie. In Ambato überlappen sich das Stadtfest "Fiesta de Flores y Frutas" (Fest der Blüten und Früchte) und Karneval, wodurch es noch mehr zu feiern gibt. Zu unserer Freude ist außerdem das Werfen von und Überschütten mit Wasser in Ambato verboten. Außerdem war das Wetter hervorragend und so hatten wir einen tollen Tag. Zunächst haben wir uns den Festumzug angesehen, was sich allerdings etwas schwierig gestaltete, da die vorderen Ränge abgesperrt waren und wir so nur auf Hockern über einen Zaun hinweg zuschauen konnten. Anschließend spazierten wir durch die Stadt, versuchten den Cariocaschlachten auszuweichen, hörten uns ein Konzert im Hinterhof einer Galerie an (außerdem war da noch ein Mini-Taiwanmuseum, was für ein Zufall ist das bitte?!) und besuchten das Juan-Montalvo-Museum (einer der wichtigsten Schriftsteller Ecuadors), eine Ausstellung im Rathaus sowie die Casa de la Cultura Nucleo Tungurahua (also quasi einen anderen Standort meiner Arbeit), wo wir ganz viele Kostproben von Ölen, Likören und Snacks bekamen. Abends gab es dann noch ein großes Konzert, ei dem wir uns mit ein paar Deutschen trafen, die wir in Guaranda kennengelernt hatten. Weil wir für die Nacht wieder nach Hause wollten und an der Panamericana den letzten Bus aus Quito abfangen mussten, konnten wir den Hautact leider gar nicht mehr erleben, aber schön war es trotzdem. Am Montag fuhren wir dann mit zwei ecuadorianischen Freunden nach Guano, eine der Nachbarstädte Riobambas. Wir schauten uns zuerst die Stadt an und probierten die lokale Spezialität (Hühnchen), bevor wir uns den Festumzug ansahen. Man merkte deutlich, dass der Karneval hier, im Gegensatz zu Guaranda und Ambato - nicht im Geringsten auf Touristen zugeschnitten ist, sondern wirklich ausschließlich dem Amüsement der Bevölkerung dient. Die hat sich dann dementsprechend den einzigen großen, blonden Touristen als Lieblingsopfer ausgesucht und so war ich innerhalb von zwei Minuten nass bis auf die Knochen. Insgesamt war Guano eine einzige Schlacht, ein Krieg von jedem gegen jeden. Die Straße war ein Fluss aus Wasser und Schaum und den später einsetzenden Regen hat vermutlich niemand mehr gefühlt. Ich habe natürlich auch ein paar Videos gemacht, die lade ich auf dem Videoblog hoch (shorturl.at/gjnH8).
Meine Arbeit macht gerade etwas Winterschlaf, deswegen gibt es da nicht sonderlich viel zu berichten. Die erste Runde von Projekten ist nämlich beendet, und bevor die nächste anlaufen kann, müssen noch ein paar organisatorische Angelegenheiten geklärt werden. Dafür waren Tineke und ich mal wieder unterwegs. Hatten wir das vorige Wochenende noch in Riobamba verbracht, unter anderem, um uns den Ablauf der Lokalwahlen anschauen zu können, ist unser neues Ziel jetzt, an jedem Wochenende etwas zu unternehmen, um so viel wie möglich von Ecuador mitzunehmen. So nahmen wir uns also vor, am Samstag den Nationalpark Cotopaxi zu besuchen. Dessen Hauptattraktion ist der Cotopaxi, der als schönster Vulkan Ecuadors gilt, hier mal ein Bild aus dem Internet: Sieht doch cool aus, oder? Tja, dann begann der Spaß. Problem Nummer 1: Laut Reiseführer halten die Fernlinienbusse nach Quito an einer Stelle in der Nähe des Parks, wo dann Taxis stehen, die einen zum Park bringen. Davon wusste unser Busfahrer leider gar nichts und versprach, uns in der nächstgelegenen Großstadt aussteigen zu lassen. Das entpuppte sich dann aber auch als Halbwahrheit, denn wir diese Stadt umfuhren wir in einem großen Bogen und durften am Ende ganze 15 Dollar dafür bezahlen, mit dem Taxi zum Parkeingang zu fahren. Problem Nummer 2: Laut Reiseführer ist es am schönsten, früh am Park einzutreffen. Also machten wir das so und waren um viertel acht (das hier lesen eh nur Ossis, oder?) am Parkeingang. Die Realität war dann aber, dass der Park erst um acht öffnete, und so durften wir noch fünfundvierzig Minuten im kalten Nebel warten. Zumindest leistete uns ein freundlicher Ranger Gesellschaft. Problem Nummer 3: Die Sache mit den Taxis hatte sich ja nun bereits als Gerücht herausgestellt, aber wenn ein Reiseführer so etwas schreibt, kann man eigentlich davon ausgehen, dass man dann, wenn man erstmal da ist, auch individuell wandern kann, oder? Pustekuchen...pünktlich um acht wurden wir also informiert, dass wir den Park ohne Auto gar nicht betreten dürfen. Glücklicherweise fanden wir recht schnell zwei freundliche Tschechen und später zwei Ecuadorianer, die uns bis zur Lagune transportierten. Dort konnten wir also endlich unsere Wanderung beginnen. Wir umrundeten die Lagune und begaben uns dann auf den dort beginnenden Wanderweg zum Vulkan Rumiñahui, den wir allerdings nach zwei Stunden wegen einsetzenden Regens abbrachen. Problem 4: Jetzt mussten wir ja auch irgendwie wieder zurück. Also standen wir eine Ewigkeit am Parkplatz der Lagune und warteten darauf, wieder freundliche Menschen mit Privatauto zu treffen, die uns mitnehmen könnten. Der Ort war allerdings (mutmaßlich wegen der aktuellen Aktivität des Cotopaxi) deutlich weniger touristisch, als wir erwartet hatten. Schließlich fanden wir dann zwei Holländer, die bereit waren, uns mitzunehmen. Die wollten zwar zum Nordausgang, der für uns in der falschen Richtung lag, aber wir wollten einfach nur weg, also stiegen wir ein. Der Nordausgang war dann allerdings selbst für ecuadorianische Verhältnisse vollkommen (also wirklich absolut) ausgestorben und so freuten wir uns sehr, als die Holländer anboten, uns noch bis zur Panamericana (also der großen Straße) mitzunehmen. Weil die Straßen dann wirklich von mieserabler Qualität waren, brauchten wir dafür trotz nicht allzu großer Entfernung über 90 Minuten. In Machachi winkten wir uns dann einen Bus nach Riobamba heran und waren abends wieder Zuhause. Den Cotopaxi haben wir letztlich den ganzen Tag über nicht richtig gesehen, weil es durchgehend zu bewölkt war. Sich ihm mehr zu nähern, als wir das gemacht haben, war eh nicht empfohlen, weil er zur Zeit viel gesundheitsgefährdende Asche ausstößt. |
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