Wieder einmal habe ich euch ja endlos warten lassen und deswegen gibt es jetzt auch schon wieder eine ganze Menge zu erzählen. Zuallererst folgende Neuigkeit: Das pax-christi-Friedensdienste-Magazin (das thematisch ja eigentlich mit Silvester endet...?) wurde endlich verschickt und dürfte in der letzten Woche bei denen, die sich angemeldet haben, im Briefkasten gelandet sein. Als Titelbild hat pax christi aber eines meiner Fotos aus dem Flugzeug gewählt, sodass das Heft jetzt auf den ersten Blick wie KLM-Werbung aussieht. Falls ihr also nichts bekommen habt, schaut vielleicht nochmal im Papiermüll nach :) Im Sommer bzw. Herbst kommt noch ein zweites Magazin raus, wer bisher noch nicht angemeldet war und das gerne erhalten möchte, kann sich gerne melden ([email protected]). Jetzt machen wir also chronologisch weiter: Am Sonntag, dem 30. April bin ich das erste Mal bei einer "Brigada de ayuda social" dabeigewesen, also wörtlich einer "Sozialhilfebrigade" (ich liebe zusammengesetze Substantive hehe). Das heißt, wir (also ein paar Freiwillige der Fundación SOFE) sind in eine indigene Comunidad gefahren und haben dort gratis Gesundheitsdienstleistungen angeboten. Das findet etwa alle zwei bis drei Wochen statt und diesmal waren wir in der Comunidad Pull San José. Von Riobamba aus sind wir dahin etwa anterthalb Stunden gefahren, das letzte Drittel nur noch auf Schotterstraßen in den Bergen. Mit normalen PKW hätte man da vermutlich gar nicht hinkommen können, wir hatten aber Geländewagen von der Präfektur gestellt bekommen. Funktioniert hat das Ganze dann in etwa so: Die Menschen kamen rein, dann wurden Körpergröße, Gewicht und Blutdruck gemessen und sie bekamen eine Art Laufzettel. Damit sind sie dann zuerst zu Abdon, dem Allgemeinmediziner gegangen, der Diagnosen erstellt und bestimmt hat, was für Leistungen die Person noch erhält. Je nachdem ging es dann zur Medikamentenabgabe (gratis, meist zusammengestückelt aus Werbeportionen, die Ärzte an SOFE gespendet hatten), zum Zahnarzt (der hat an diesem Tag 28 Zähne gezogen), zum Optiker (Lesebrillen gab es gratis, für andere musste man bezahlen) oder zur Physiotherapie. Da wurde auch ich eingesetzt und habe "by doing" gelernt, wie man Massagen gibt. Das war körperlich ziemlich anstrengend aber das Gefühl, wirklich so aktiv mithelfen zu können, war sehr schön. Insgesamt haben wir von 9 bis 17 Uhr - mit Unterbrechung zum Mittagessen - durchgearbeitet und danach war ich ziemlich schlapp. Gleich am Tag darauf ging dann für mich und Tineke unser größter Urlaub hier in Ecuador los: Mit dem Bus fuhren wir nach Guayaquil, wo wir noch eine Nacht geschlafen haben. Am Dienstag standen wir dann pünktlich halb sechs am Flughafen, so wie man das als Deutscher halt macht, wenn der Flug um halb neun geht. Es war dann aber gar nicht so unglaublich übertrieben, denn wir mussten vor der Sicherheitskontrolle noch Registrierung durchführen, eine "Tarjeta de Control de Tránsito", also eine Art Eintrittskarte nach Galapagos kaufen und eine Biosicherheitskontrolle durchlaufen (damit wir keine invasiven Spezies oder so einschleppen). Der Flug selber dauerte dann etwa zwei Stunden, wir kamen aber trotzdem schon um halb zehn auf dem Flughafen Seymour an, weil die Galápagosinseln eine Zeitzone westlicher liegen als das ecuadorianische Festland. Unsere Reise begann auf Santa Cruz, der Hauptinsel. Im Flughafen mussten wir noch einmal durch die Biosicherheitskontrolle und wir haben den EIntritt für den Nationalpark bezahlt. Hier konnten wir uns für unser Visum glücklich schätzen, denn während Touristen 100 Dollar bezahlen müssen, galt für uns als "residentes temporales" der Preis für Ecuadorianer: 6 Dollar. Während der einzige große Ort der Insel, Puerto Ayora, auf der Südseite liegt, liegt der Flughafen auf einer vorgelagerten Insel im Norden. Mit zwei Bussen und einer Fähre brauchten wir insgesamt etwas über eine Stunde dorthin. Angekommen, haben wir erst einmal Mittag gegessen und danach unsere Sachen (wir sind nur mit Handgepäck gereist, was sich spätestens ab dem vierten Tag auch sehr durch den Geruch unserer Klamotten bemerkbar gemacht hat) in die Unterkunft gebracht, die ein bisschen außerhalb lag. Dann waren wir noch an einem Strand baden und haben uns die Stadt ein wenig angesehen, bevor wir uns abends auch schon wieder verkrümelt haben, um eine schweißgebadete Nacht zu verbringen. Meine Erkenntnisse des ersten Tages: 1. ES IST TEUER: Gerade weil ich die ecuadorianischen Preise gewohnt war, haben mich die Kosten auf Galápagos umgehauen. Trinkwasser etwa ist doppelt bis fünfmal so teuer wie auf dem Festland, vor allem die Aktivitäten kosten aber massiv viel Geld. 2. Es ist nicht so überlaufen wie gedacht: Wir sind zwar auch in der Nebensaison gekommen, trotzem war die Anzahl der Menschen aber recht überschaubar. 3. Tiere überall: Na gut, nicht ganz überall. Vor allem die Meerechsen haben in Meernähe überall rumgelegen und am Fischmarkt schliefen die Seelöwen unter den Tischen, während die Pelikane oben drauf saßen. 4. Alles klebt: Zweimal täglich duschen war ab Tag 1 Standard und mit dem Gefühl, eine Schweißmaschine zu sein, musste ich lernen zu leben. Die Klamotten sind auch über Nacht nicht richtig getrocknet und das verschlimmerte die Situation. An unserem ersten vollständigen Tag auf Santa Cruz sind wir dann gleich früh morgens zur Charles Darwin Research Station gelaufen. Auch wenn auf Galápagos so ziemlich jede zweite Sache nach Darwin benannt ist, ist die Station wohl die berühmteste. Hier werden Galápagos-Riesenschildkrötenbabys die ersten fünf Lebensjahre aufgezogen, bis ihr Panzer hart genug ist, damit sie keine Fressfeinde mehr haben. Wir haben eine Führung bekommen und uns die Station auch noch auf eigene Faust ein wenig angesehen. Die Mittagshitze haben wir dann drinnen abgewartet, bevor wir uns auf den schweißtreibenden Fußweg zur Tortuga Bay gemacht haben. Da haben wir zwar keine Schildkröten gesehen, dafür aber einen wunderschönen Strand, an dem wir auch noch einmal baden waren. Am Donnerstag sind wir früh ins Inland von Santa Cruz gefahren, zu einer Schildkrötenfarm. Wobei "Farm" etwas irreführend ist, denn die Schildkröten können hier kommen und gehen wie sie wollen. Hier haben wir die größten Schildkröten unserer Reise gesehen. Außerdem haben wir Tunnel besichtigt, die von Lava in den Stein gebrannt wurden. Am nächsten Tag ging es für uns ganz früh morgens aufs Wasser: Mit einer Minifähre sind wir etwa zwei Stunden zur Nachbarinsel Isabela gefahren. Mein Magen hat die Überfahrt leider nicht unbeschadet überstanden. Isabela ist zwar die größte der Galápagosinseln, aber touristisch weniger erschlossen als Santa Cruz und San Cristóbal. Nach der Ankunft haben wir uns kurz ausgeruht, dann ging es auch schon wieder aufs Boot: Etwa eine Stunde sind wir zu "Los Tuneles" gefahren, auch wieder lavageformt, diesmal aber geflutet. Hier sind wir erst ein wenig herumgelaufen, dann sind wir etwa eine Stunde geschnorchelt. Ich habe meinen ersten Blaufußtölpel (auf Englisch blue footed booby, sehr berühmt für Galápagos), Pinguine, Meeresschildkröten, kleine Haie, Seelöwen und jede Menge bunte Fische gesehen. Am fünften Tag unserer Reise machten wir dann einen Wanderausflug zum Vulkan Sierra Negra. Das ist ein sehr aktiver (letzter Ausbruch 2018) Vulkan mit einer riiiiiesigen Caldera (Krater). Wir sind eine Weile am Rand entlanggewandert und dann in den Nachbarvulkan Chico gelaufen, wo wir uns die Lavastrukturen angeschaut haben. Wieder zurück in Puerto Villamil (dem Hauptort) sind wir dann noch zu einer Lagune spaziert, wo wir zwei Flamingos gesehen haben. Der Sonntag war dann unser Reisetag. Das letzte Drittel unseres Urlaubs wollten wir auf der Insel San Cristóbal verbringen, weil es aber keine direkte Fähre von Isabela aus gibt, mussten wir früh um sechs zurück nach Santa Cruz fahren, dort ein paar Stunden verbringen (wir haben Souvenirs gekauft) und dann am Nachmittag nach Puerto Baquerizo Moreno (Hauptort von San Cristóbal und Hauptstadt von Galápagos) fahren. Diesmal hatten wir uns vorsorglich mit Reisetabletten eingedeckt und so habe ich die Fahrten gut überstanden. Am Abend haben wir uns dann nur noch etwas die Stadt angeschaut. Am coolsten war der Strand direkt an der Promenade. Den durfte man zwar nicht betreten, dafür lebt da aber eine riesige Kolonie Seelöwen. Am Montag haben wir dann unsere teuerste Unternehmung gestartet, die 360°-Tour, bei der man einmal die Insel San Cristóbal umfährt. Zuerst waren wir an einem Felsen namens Kicker's Rock bzw. León Dormido (schlafender Löwe) schnorcheln. Wieder gab es viele bunte Fische und Meeresschildkröten zu sehen, aber diesmal auch Schwarzspitzenhaie und einen Weißspitzen-Hochseehai (etwa so groß wie ich, diese Haiart hat auch schon Menschen angegriffen). Dann haben wir red footed boobies gesehen und waren an einem Strand schwimmen. Als wir gerade auf dem Weg zum letzten Haltepunkt waren, wurde unser Boot dann plötzlich von Delfinen (großen Tümmlern) begleitet. Am Anfang waren es nur zwei, am Ende eine ganze Schule von etwa zwanzig Tieren. Zuletzt waren wir dann nochmal in einer Bucht schnorcheln, die besonders flach war. Dabei ist man den Tieren verdammt nahe gekommen. Ständig sind Seelöwen um einen herumgeschwommen (einer hat mich dabei sogar berührt) und riesige Meeresschildkröten haben einem den Weg gekreuzt. Am beeindrucktesten war ich, als plötzlich aus dem Nichts eine Mantarochen keine dreißig Zentimeter unter mir durchgeschwommen ist. Leider konnte ich beim Schnorcheln aber natürlich keine Fotos machen. Unser letzter vollständiger Tag auf Galápagos war der einzige, den wir nicht im Voraus verplant hatten. Wir haben dann einfach ein paar Strände abgeklappert und waren in einer wunderschönen Bucht noch einmal mit Seelöwen schwimmen. Außerdem waren wir im Interpretation Center, einer Art Infomuseum, das aber ehrlich gesagt ziemlich schlecht war. Am nächsten Tag ging es für uns dann schon gleich morgens wieder zum Flughafen und von dort aus zurück nach Guayaquil. Am Sonntag danach war dann gleich wieder Sozialhilfebrigade, diesmal in Shobolpamba (San Juan). Erneut wurde ich bei der Physiotherapie eingesetzt und ich komme immer besser rein :)
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